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Erinnerungen und Erzählungen

(KStA vom 21.05.2003)

Fischenicher sammelten alte Fotos von ihrem Ort - Ausstellung

Unter dem Titel "Fischenich in alten Bildern" steht die Ausstellung, die ab Donnerstag zu sehen ist. von Patrick Bernau

Hürth-Fischenich -"Das bist du!" Rosemarie Meyer tippt ihren Fritz an. Der blickt einen Moment auf das Foto, dann stellt er fest: "Und da links, das bist du."
"Um 1955" steht unter dem Gruppenfoto. Aber Meyers können das genauer eingrenzen: "Wann haben wir uns kennengelernt?", fragt Fritz seine Frau - "57,58." Die beiden hängen als Japaner im Glaskasten, denn auf dem Foto ist ein Karnevalszug abgebildet. "Die Kimonos haben wir in Eigenarbeit hergestellt", erzählt der 67-Jährige. Und seine Frau ergänzt: "Ich habe die Leute geschminkt."

Fritz Meyer hat seit Februar 2002 an einem Volkshochschul-Kursus von Stadtarchivar Manfred Faust zur Geschichte Fischenichs teilgenommen. Rund 50 Fischenicher erzählten im Martinushaus alte Geschichten, sammelten Fotos und stellten mit diesen Fotos schließlich eine Ausstellung zusammen. Die ist ab Donnerstag, 22.Mai bis 1.Juli in den Räumen der Raiffeisenbank zu sehen.

"Man darf sich nicht in Archiven vergraben", sagte Stadtarchivar Faust, als er die Ausstellung vorstellte. "Deshalb mache ich auch immer wieder solche Kurse in verschiedenen Orten", zum Beispiel in Kalscheuren. "Vorher war Fischenich der Ortsteil, von dem ich am wenigsten Bilder hatte. Jetzt habe ich von Fischenich wahrscheinlich am meisten." 250 Bilder von vor 1980 haben die Fischenicher gesammelt, 120 davon sind in der Ausstellung zu sehen. Da ist zum Beispiel die Schützenbruderschaft "Sankt Hubertus" 1959 bei ihrem Schützenfest auf dem Weg zur Kranzniederlegung. Oder ein Gruppenbild hinter dem Tresen der Gaststätte Luschmat. Oder zwei Bilder von den Fahrten auf den Heumarkt, die Rosemarie Meyers Großvater bis in die 30er Jahre unternahm. "Der hatte ein Fuhrgeschäft und hat die Körbe von den Bauern auf den Heumarkt gefahren., erzählt sie.

Darunter waren auch die Körbe von Bernd Schüllers Vorfahren. Schüller steht vor einem Bild des Bauernhofes, indem er heute lebt. "Ich bin Jahrgang 1951, das Bild ist von 1928", sagt er, "ich habe keine Erinnerungen. Das Haus steht noch so wie es war. Aber ich kann die Kirche nicht mehr sehen, denn davor stehen jetzt Bäume. Es sit schön, wenn man das sieht aber wer will heute noch so arbeiten? Das sind vergangene Zeiten. Das lässt sich nicht zurückbringen."